Frankfurt am Main war bis 1933 eines der wichtigsten Zentren jüdischen Lebens und jüdischer Kultur in Europa. Die Stadt besaß eine große jüdische Gemeinde, deren Mitglieder tragende Säulen der Stadtgesellschaft waren. Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden aber auch die Frankfurter Jüdinnen und Juden systematisch entrechtet, verfolgt und ermordet, die jüdischen Gemeinden aufgelöst. Der Band widmet sich der Geschichte des jüdischen Frankfurt im NS-Staat und zeichnet dessen Bedrohung und Zerstörung nach. Er fragt, wie die Frankfurter Jüdinnen und Juden den Ausschluss aus der Stadtgesellschaft und die Verfolgung erfahren haben, was dabei unwiederbringlich verloren ging, und auf welche Weise das geistige und kulturelle Erbe des jüdischen Frankfurt im Exil weiterwirken konnte. Unter dem Schutz der US-Militärverwaltung gründete sich in der Nachkriegszeit eine neue jüdische Gemeinde, mehrere jüdische Organisationen siedelten sich in der Stadt an, und es entwickelte sich neues jüdisches Leben. Der Band behandelt auch diese Geschichte bis in die 1980er Jahre, als gerade von Frankfurt wichtige Impulse für eine neue Sichtbarkeit der jüdischen Gemeinschaft in der Bundesrepublik ausgingen. Unter welchen Bedingungen vollzog sich die Neugründung der jüdischen Gemeinde und auf welchen Wegen kehrten Jüdinnen und Juden in den Nachkriegsjahrzehnten ins Zentrum der Frankfurter Stadtgesellschaft zurück?
Christian Wiese, Stefan Vogt, Tobias Freimüller, Uni Frankfurt/M.; Mirjam Wenzel; Jüdisches Museum Frankfurt/M.