Verbindet man mit dem Wort »Mystik« eine Geistesrichtung, die in der Zeit der Spätscholastik in Deutschland ihren ersten Höhepunkt erfuhr, so wird das Wort »mystisch« im alltäglichen Sprachgebrauch eher abschätzig angewendet. Die scheinbare Unvereinbarkeit wahrer Mystik, deren geistige Intention es ist, die Eingliederung des eigenen Selbst in den Weltenprozess und das göttliche Weltensein anzustreben und moderne Naturwissenschaft kritisch zu hinterfragen, ist das zentrale Anliegen Rudolf Steiners. Wenn auch in der
'Mystik' die Anschauungen bedeutender Mystiker wie Meister Eckhart, Tauler, Nicolaus von Kues, Agrippa von Nettesheim, Jacob Böhme, Angelus Silesius u.a. zur Darstellung kommen, so handelt es sich doch nicht um eine Geschichte der Mystik, sondern um die Deutung des Zusammenhangs der Mystik mit den Erkenntniskräften der Vergangenheit und ihrer Verwandlung zu einer neuen Geisterkenntnis über den Weg umfassender Naturerkenntnis.