In seinem mittelniederländischen >Spieghel der volcomenheit< (1455-1460) hat der Franziskaner-Observant Hendrik Herp die zentralen Gedanken wichtiger Autoritäten der lateinischen und volkssprachlichen mystischen Theologie für Laien systematisiert. Das Werk wurde in Europa bald ein regelrechter Bestseller. Dennoch würde heute kaum jemand Herp zu den zentralen Figuren der christlichen Mystik zählen. Diesen philosophiehistorischen Missstand möchte Abrams Studie beheben. Sie untersucht, welche philosophischen Inhalte Herp vermittelt und mittels welcher Kanäle der >Spieghel< seine erfolgreiche Verbreitung erfuhr. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Herps Auffassung der Seele und ihrem anagogischen Weg zurück in ihren Ursprung, die göttliche triadische Einheit.