Studienarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 3,0, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Philosophin Judith Butler vertritt die Ansicht, dass der Sprache selbst eine Form der Gewalt innewohnt. Es stellen sich darauf aufbauend folgende Fragen: Was macht die Gewalt der Sprache nach Judith Butler aus? Ist die Tatsache, dass Worte und Sprache generell verletzen können, dem Fakt geschuldet, dass Sprache in sich selbst eine Gewalt birgt? Warum verletzen Worte überhaupt? In der vorliegenden Arbeit sollen, ausgehend von Judith Butlers sprachphilosophischer Position, übergeordnet diese Fragen betrachtet werden.
Sprache und Sprechen sind ein grundlegender Bestandteil sozialer Interaktion. Sprache ist als Komplex zu umfangreich, um nur von einer Forschungsdisziplin untersucht zu werden. Um der Komplexitätsreduktion zu dienen, können verschiedene untergeordnete Formen von Sprache untersucht werden. Eine davon ist die Form der verletzenden Sprache. Verletzende Sprache oder "hate speech" ist in unserem aktuellen gesellschaftlichen Diskurs ein weitverbreitetes Phänomen. Politisch relevant wird die Thematik in den USA oder in Deutschland, in der sogenannten "hate speech"-Debatte. Eine Diskussion, in dessen Mittelpunkt die Frage nach dem Bedarf von staatlicher Regulierung von verletzender Sprache steht.
Wenn angenommen wird, dass verletzende Sprache selbst Gewalt enthält, erscheint der Begriff der Gewalt hier ebenfalls zentral. Wenn beschrieben werden soll, was Gewalt eigentlich ist, sind begriffliche Schwierigkeiten unumgänglich. Klar bleibt, dass Gewalt eine Form des sozialen Handelns ist, genauso wie Sprache, die unser gesellschaftliches Zusammenleben prägt und aktiv mitgestaltet. Wortgeschichtlich hängt die Gewalt mit der lateinischen "violentia" zusammen, welche eine angreifende, ausgeübte Gewalt bezeichnet. Bei dieser Art der Gewalt handelt es sich immer um eine asymmetrische, bipolare Interaktionsform zwischen einem Täter und dessen Opfer.
Der Aspekt der Gewalt von Sprache wurde bisher in sprachphilosophischen Ansätzen vernachlässigt. Dies geschah aufgrund eines bestimmten Bildes von Sprache. Dieses Bild hatte hauptsächlich den vernunftorientierten Aspekt des Sprechens und den Aspekt der Vermittlung des Wahrheitsgehalts von Aussagen im Blick. Im Gegensatz dazu, geriet der handlungsorientierte Aspekt, also das "An-Tun" durch Sprache, in den Hintergrund. Gewalt wurde als entgegengesetzt von Sprache begriffen.