Im neuesten Buch der Engadinerin ist ihr Tal allgegenwärtig. Rut Plouda denkt am Luganersee an Tredeschin, den schlauen Dieb aus dem Engadiner Märchen, und sieht ihn schon bis in die Türkei rudern. Die Sehnsucht nach fremden Welten durchdringt das Werk, der Inn trifft auf die Newa und den Jangtsekiang. Während das Mädchen Seemannslieder aus der Jukebox hört, schaut es zu, wie der Matrose vom Meer mitgenommen wird. Und bald ergreift das Meer auch das Kind und entführt es in die unendliche Weite.
Was Rut Plouda uns in ihren kurzen Texten vermittelt, sind keine Kurzmitteilungen. Ihre Kurzprosa beschreibt auch das scheinbar Unwichtige, um uns das Wichtige entdecken zu lassen. Frühere und neuere Texte, teilweise für das romanischen Radio verfasst, beschreiben ihre Wahrnehmungen des Alltäglichen. Ihre Erkundungen im Nebel, Regen oder Schnee sind Erinnerungen, Träume oder Tagträume, und Reflexionen über die Sprache. Etwas in Rut Plouda will immer wissen, wo die stummen Buchstaben in unseren Leben versteckt sind.