Der Humanist Johannes Sturm gehört zu den wichtigsten Pädagogen des 16. Jahrhunderts und des Protestantismus. Sturm war Gründer und Rektor der Straßburger Hohen Schule. Er verfasste zahlreiche Editionen und Kommentare über Texte der Antike, Traktate über die Rhetorik, Programmschriften über das Bildungswesen sowie Schul- und Lehrbücher. Weniger bekannt, aber ebenso wichtig für die Geschichte Europas, ist das religionspolitische Engagement dieses Anhängers der Reformation: als Diplomat versuchte er, zwischen Frankreich und den deutschen evangelischen Fürsten zu vermitteln, um die Lage der Hugenotten zu verbessern; als Anwalt einer gewissen Toleranz geriet er in Konflikt mit der zweiten Generation der Reformatoren in Strassburg, die die Reformierten in ihrer Stadt nicht mehr dulden wollten. Seit der Biographie Charles Schmidts 1855 hat keine Studie das Gesamtwirken Sturms erfasst. Der vorliegende Band schließt diese Lücke, indem er vier Hauptthemen erforscht und das Bild des Humanisten auf der Basis neuerer Quellen in vielerlei Hinsicht vervollständigt oder sogar ändert: I. Sturm, Straßburg und das Elsass; II. Sturm und die Rhetorik; III. Der Pädagoge und sein Einfluss; IV. Der Diplomat und die Religionspolitik.