Der Königsberger Philosoph Immanuel Kant lebte zu einer Zeit, als menschengemachtes Licht noch nicht den nächtlichen Sternenhimmel überstrahlte. In seinen Büchern kommt er immer wieder auf das Gefühl der Erhabenheit zu sprechen, das ihn angesichts des "bestirnten Himmels über mir" überkam. Weniger bekannt ist, dass Kant nicht nur vom Anblick der Sterne ergriffen war, sondern auch unser Verständnis vom Kosmos einen gewaltigen Schritt weiter gebracht hat. Zu seiner Zeit galten die Fixsterne noch als zufällig über den Himmel verteilt. Erst der Brite Thomas Wright of Durham sowie er selbst stellten die Hypothese auf, dass das glitzernde Band der Milchstraße in Wirklichkeit das Abbild einer diskusförmigen Galaxie ist, zu der auch unser Sonnensystem gehört. Und Kant ging noch einen Schritt weiter: Weil manche Sterne im Teleskop neblig verschwommen erscheinen, so spekulierte er, könnte es sich bei ihnen in Wirklichkeit ebenfalls um ganze Galaxien handeln. Erst 120 Jahre später gelang es, die Entfernung zum Andromeda-Nebel zu bestimmen und damit Kants Spekulation über andere Welteninseln zu bestätigen. Kant hat damit den Kosmos - "den größten und wunderwürdigsten Gegenstand, den man sich denken kann" - zum ersten Mal so gedacht, wie wir ihn auch heute noch verstehen.