Von 1991 bis 2000 war Charles Berthouzoz in zwei Westschweizer Bestattungsinstituten angestellt und hat für jene Würde gesorgt, die den Schrecken vor der eigenen Endlichkeit etwas dämpft. Davon lesen wir in seinen Texten aus dem Alltag eines Bestatters. Wir sind dabei, wenn eine Witwe zum offenen Grab geleitet wird, wo bereits die Geliebten des Verstorbenen stehen, als seien sie einer Szene aus einem alten französischen Film entsprungen; wir ballen mit dem verzweifelten Vater die Faust, dem mitgeteilt wird, am Wochenende sei die Gerichtsmedizin geschlossen, er könne seinen tödlich verunglückten Sohn nicht sehen.
All die Schicksale erschliessen sich uns dank Berthouzoz' Gespür für die Macht der Sprache. Kurze, rhythmische Sätze waren eines seiner bevorzugten Stilmittel. Daneben beherrschte er die Kunst der Aussparung, mit der er uns Freiräume schafft und zugleich unsere Einbildungskraft aktiviert. Das ist Literatur, das macht Literatur aus.
Katharina Kienholz