"Die weiße Massai" - warum eine Rezeptionsanalyse dieses Buches, dieses Filmes? Weil keines der unzähligen in Afrika spielenden literarischen und filmischen Werke eine vergleichbare öffentliche Resonanz hervorgerufen hat - derartig gegensätzliche Wahrnehmungen, solch konträre Diskussionen und Vehemenz. Die junge Schweizerin Corinne Hofmann erzählt von ihrer Ehe mit einem Samburukrieger und ihrem Leben im afrikanischen Busch. Millionenfache Resonanz in aller Welt - wohl auch, weil hier ein Thema berührt wird, das in globalisierten Zeiten viele Menschen beschäftigt. Es geht um die Beantwortung der drängenden Frage: Wie können Menschen aus unterschiedlichen Kulturen miteinander auskommen?
Die Autorin zeigt, dass sich Rezeption wissenschaftlich untersuchen lässt und zugleich mit einem Augenzwinkern betrachtet werden kann - mit kritischem Blick auf die Medien und einem verstehenden auf die Menschen. Denn weshalb berührt uns eine Passage des Buches, ärgert uns ein Standbild? Was bringt uns an genau dieser Stelle des Filmes zum Lachen? Was bespotten oder bewundern wir? Und was sagen diese Reaktionen über unsere Afrikabilder, unsere Kulturbilder und unsere Vorstellungen über den Umgang mit Fremdem aus? Der verstehende Blick der Ethnologie richtet sich hier verfremdend auf die eigene Gesellschaft und macht deutlich, wie wichtig die Reflektion über das "Eigene" für die Wahrnehmung und den Umgang mit "Fremdem" ist. Einen besonderen Schwerpunkt der interdisziplinär angelegten Studie bildet dabei die empirische Untersuchung des Konzeptes der Transkulturalität.
Es gelingt diesem Buch, verborgene Zusammenhänge aufzudecken, blinde Flecken der eigenen kulturell geprägten Denk- und Wahrnehmungsmuster zu offenbaren und vielerlei Ängste und Illusionen zu enttarnen. Es beleuchtet damit auf eindrucksvolle Weise die Interaktion von Eigenem und Fremdem an der Schnittstelle von Imagination und Realität.