Eliten und Außenseiter sind die Antipoden einer Gesellschaft. Nähert man sich aber diesem Gegensatzpaar nicht vom Standpunkt der Geschichte von Herrschaft und Macht, sondern unter dem Blickwinkel der Alltagsgeschichte, dann differenzieren sich die bislang scharf getrennten Bilder, und sichtbar werden Gemeinsamkeiten und Überschneidungen. Die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs und des gesellschaftlichen Absturzes sind ein weiteres Element, das Eliten und Außenseiter in eine Beziehung zueinander bringt.
In diesem Band gehen österreichische und ungarische Autoren verschiedenen Eliten und Außenseitern im Donauraum unter dem Gesichtspunkt der Alltagsgeschichte nach. Die Beiträge werden bevölkert von Mitgliedern adeliger Häuser, von einem fürstlichen Botschafter, von ungarischen Bankiersfamilien, von kaiserlichen Offizieren, vom Kleinbürgertum der Revolution von 1848 bis hin zu Armen, elternlosen Kindern und Jugendlichen und zu Prostituierten. Der Blick auf ihre alltägliche Lebenswirklichkeit, die die AutorInnen anhand von Quellen rekonstruieren, bereichert das sozialhistorische Bild und schärft unseren Blick für gesellschaftliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten.
Der vorliegende Band ist aus der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit österreichischer und ungarischer Historiker entstanden. Er wendet sich nicht nur an Historiker, sondern an alle politisch und kulturell Interessierten. Die Beiträge reichen von der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert und betreffen den Raum der Donaumonarchie und ihrer Nachfolgestaaten.