Viele Deutsche haben das Gefühl, dass die soziale Gerechtigkeit in den vergangenen Jahren abgenommen hat. Vor allem vor der Bundestagswahl kocht das Thema immer wieder in den Medien hoch. Bei diesen Diskussionen wird jedoch nicht deutlich, was genau eigentlich unter Gerechtigkeit verstanden wird. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat daher einen Gerechtigkeitsindex entwickelt, um die Veränderung dieser Größe beobachten und vergleichen zu können. Der Index erfasst das Phänomen anhand von sechs verschiedenen Dimensionen: Bedarfs-, Leistungs-, Chancen-, Einkommens-, Regel- und Generationengerechtigkeit. Er zeigt, wie sich die soziale Gerechtigkeit zwischen 2001 und 2010 entwickelt hat. Der Index basiert auf mehr als 30 Einzelindikatoren aus 28 OECD-Staaten. Im internationalen Vergleich belegte Deutschland im Jahr 2012 insgesamt Rang 7. Dabei zeigt sich, dass vor allem bei der Chancen- und der Generationengerechtigkeit Nachholbedarf besteht. Ein Abgleich der Ergebnisse mit einer aktuellen Bevölkerungsumfrage zur Gerechtigkeit in der Bundesrepublik zeigt, wie stark das subjektive Empfinden von der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Realität abweicht.