Nicolaus Sombarts »Journal intime 1982/83, Rückkehr nach Berlin« ist das Schlusskapitel seiner überaus erfolgreichen Memoiren und eine Hommage an ein intellektuelles Berlin, dessen gesellschaftliches Leben sich wieder zu formieren versucht. Sombart betrachtet diese ersten Schritte seines Eintritts in eine neue Lebensphase mit Selbstironie und fühlt sich gleichzeitig als verantwortlicher Protagonist einer kulturellen Aufbruchsbewegung. Anlässlich der Feierlichkeiten zu seinem 60. Geburtstag zelebriert er Selbstinszenierungen, die in die vielfältige Thematik einer neuen Schaffensperiode weisen. Vor dem aufmerksamen Leser lüftet die Maske ein wenig und verrät etwas von der leisen Tragik einer intellektuellen Existenz, die immer darum bemüht ist, nicht den Anschluss an das konkrete Leben zu verlieren. Der Rückblick auf seine vie expérimentale wird zum Bildungstagebuch, das mit spielerischem Ernst erotische und intellektuelle Abenteuer entfaltet. Sein utopisches Projekt der sexuellen Befreiung von Frau und Mann feiert einen Höhepunkt: die vorbildhafte Selbstverwirklichung einer erotischen Lebensgestaltung führt ihn in sentimentale Verstrickungen und frivole Situationen.