New York am 11.September 2001. Zwei Wolkenkratzer stürzen in Schutt und Asche zusammen. Sie beerdigen dreitausend Menschen. Der Rauch lichtet sich. Die Fläche, "Ground Zero" genannt, wird "frei" geräumt. Aber was nach jenen Anschlägen mit Passagierflugzeugen gegen eine Stadt verlorenging ist, konnte nicht sofort erkannt werden.
Der Blick fiel kurzzeitig auch auf einen unbedeutenden Stadtteil am anderen Ende der Welt: Hamburg-Harburg. War dies der "Punkt Null", von dem alles seinen Ausgang hin zum "Ground Zero" nahm?
Hier lebten mindestens drei der mutmaßlichen Attentäter. Kaum einer kannte sie dort. Niemand wollte die Fremden kennen, die neben ihnen lebten. Niemand interessierte sich hier für Niemanden.
Es war so wie überall. Doch war Harburg auch immer wieder ein Ort, auf den die Welt verdutzt sah: Schlagzeilen hinterließen über Jahrzehnte eine bizarre Chronik der Ereignisse. Sie war unerzählt.
Seit dem 11. September ist das Erzählen schwerer geworden. Die Geschichten wirken noch unglaublicher. Die Sprache scheint zu versagen. Aber der Redeschwall nimmt kein Ende. Und auch der Alltag nach den Anschlägen - von Politikern als notwendige "Normalität" gegen den Terrorismus ins Feld geführt - wird unglaublicher.
Diese Sammlung kurzer Geschichten vom ausgehenden Zwanzigsten Jahrhunderts spitzt die Frage zu, die sich nicht erst seit dem "11.9." stellt - und mit Bomben von Niemandem beantwortet werden kann: Was bedeutet das Leben noch, wenn uns die Menschen nichts mehr bedeuten?