Mit diesem Buch legt Björn Kuhligk seine erste Prosasammlung vor.Eine Sammlung über Çay in Eski_ehir, Abteilungsleiter und Fußball, über Götter auf dem Speicher, Erste-Welt-Idioten, über gestrandete Junkies und Erste-Hilfe-Maschinen.In 24 Erzählungen von szenischer Dichte, Reisetagebuchskizzen und konsequent reduzierten Prosaminiaturen bewegt sich Kuhligk zwischen dem zyklischen Erleben der Fremde und der Signifikanz aufgeladener Augenblicke. Mit einer umittelbaren, kräftigen und ungezwungenen Sprache setzt Kuhligk seine Texte unter Strom.
Björn Kuhligk, geb. 1975 in Berlin, versammelt in diesem liebevoll gestalteten Bändchen, dessen Illustrationen und typografische Gestaltung mit dem Motiv der Reise korrespondieren, 24 kurze Erzählungen. Es sind Miniaturen, Begegnungen, Berührungen, Entfremdungen, ein aneinander Vorbeigehen. Oliver Hummels scheinbar mühelos hingeworfene skizzenhafte Illustrationen begleiten die Texte. Seine türkischen Köpfe wirken dabei etwas desillusionierend, sie sind nahezu erwartungslos. Vielleicht ein Nachblicken des Bodenpersonals? Andere gehen hier auf Reisen.Kuhligk entwirft in seinen Texten Momentaufnahmen, wirft einen kurzen Blick durch ein Zugfenster, besucht mit Freunden das Konzert eines türkischen Superstars, wird von einer Familie zum Essen eingeladen, besichtigt eine Ausgrabungsstätte. Immer rauscht das Leben an ihm vorbei. Es ist das Zufällige, das er auch in löwenmilch schildert: Zwei Männer trinken zusammen in einem Speisewagen einige Gläser Raki. Es ist das Nebensächliche, in dem sich die Gedanken des Autors spiegeln: "Der Zug fährt in einen Tunnel. Ich sehe unsere gespiegelten Köpfe im Fensterglas. Zwei fehlerhafte Systeme. Ich sag es ihm nicht. Ich entdecke hinter Emre einen gerahmten Atatürk an der Wand. Der Zug verlässt den Tunnel." Die Gedanken entstehen im Vorübergehen. Das Eigentliche bleibt unausgesprochen.Seinen Prosastücken fügt der Autor oft eine zweite, beinahe kontrapunktische Stimme hinzu. Sie bedeutet Intimität, Intensität, sie macht das Innenleben des Erzählers sichtbar. Der sich auf den Augenblick zu konzentrieren versucht. Aber immer wieder drängt Erinnerung an die Oberfläche. jetzt im himmel - eine "zweistimmige Invention"?| Hubert Holzmann